Willkommen im Lockwitztal

Im Tal der Wassermühlen

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Letzte Aktualisierung: 17.03.2024

Lockwitz, seit 1930 ein Stadtteil von Dresden

Lockwitz - eine Landgemeinde südwestlich von Dresden wurde im Januar 1930 nach Dresden eingemeindet. Seine Siedlungsgeschichte begann jedoch wesentlich früher. Das können Ausgrabungen auf der Sorbenwarte, oberhalb der ehemaligen Kelterei im Lockwitzgrund belegen Lockwitz zählte einst zum Bistum Meissen, was 967 von Kaiser Otto I. gestiftet wurde. Die älteste bekannte Urkunde von Lockwitz stammt aus dem Jahr 1288. Danach hieß der Ort Luckawitz, was Ort an der Aue bedeutet. Zu jener Zeit war der Ort dem Markgrafen von Meissen unterstellt. Später, im Jahr 1349, beginnt die Reihe der Gutsherren von Lockwitz. Damit beginnt eine wechselvolle Geschichte der Rittergüter von Ober- und Niederlockwitz. Bis 1692 gab es beide Orte, danach einte Gotthelff Friedrich von Schönberg Ober- und Niederlockwitz zu Lockwitz. Ein erstes Schloss muss es schon um 1550 gegeben haben. Das belegt ein Bild in der Schlosskirche Lockwitz. Im Jahr 1623 wurde im Auftrag von Hofmarschall von Osterhausen die Schlosskirche zur Gemeindekirche umgebaut. Viel später, im September 1796 weilte Friedrich der Grosse für vier Wochen im Lockwitzer Schloss. Beim Abzug seiner Truppen, ist der Ort durch eine Unachtsamkeit eines Soldaten abgebrannt. Im Laufe seiner Geschichte besuchten viele Persönlichkeiten den Ort und verweilten in seinen Anlagen. Dies ist auch unter dem Begriff „Hohe Zeiten in Lockwitz“ bekannt. Die letzten Eigentümer, die Familie Kapp-herr bewohnten das Lockwitz Schloss von 1867 bis 1946. In Ihrem Auftrag wurde einst das Barocke Schloss im italienischen Renaissancestil umgebaut.
AK Gruß aus Lockwitz Schloss Lockwitz
Von 1923 bis 1945 befand sich im Schloss das Heimatmuseum Lockwitz. Der Lehrer Gerhardt Müller führte das Museum, er hat auch wesentlichen Anteil an der Herausgabe der Buchreihe „Werte unserer Heimat“ die den südlichen Raum von Dresden zum Inhalt haben. Mit dem Einzug der Feuerwehrschule wurde das Museum ausgelagert. Bereits nach wenigen Jahren folgte, bis 1990 eine Geodäsie Schule. Erste Sicherungsmaßnahmen gab es 1987 als die Barockhaube sich 65cm neigte und einzustürzen drohte. Durch den VEB Sächsischer Brücken und Stahlhochbau aus Niedersedlitz wurde eine Stahlkonstruktion eingebaut und gesichert. Mitte der 1990er Jahre begann die Schrittweise Sanierung der Schlosskirche, welche Ende 2010 erfolgreich abgeschlossen wurde. Spektakulär und äußeres Zeichen der Sanierung war am 7.10.1994, da wurde die Turmhaube der Schlosskirche vom Turm gehoben wurde. Nicht ganz ein Jahr später konnte die Turmhaube am 26.03.1996 wieder an alter Stelle aufgesetzt werden. Gefeiert wurde 2023 „400 Jahre Schlosskirchgemeine Lockwitz“. Im Jahre 1623 erreichte der Lockwitzer Rittergutsbesitzer Hans Georg von Osterhausen, dass Lockwitz von der gemeinde Leubnitz ausgepfarrt wurde. Nach Jahren des leeren Standes fand das Schloss 2008 einen neuen Besitzer, dieser sanierte das Denkmalsgeschützt Schloss sowie den Schlosspark umfassend zu einer exklusiven Wohnanlage.
Lockwitz Wehr um 1930
Als Wahrzeichen von Lockwitz gilt, die Wettersäule „Der Frosch“. Die Wettersäule gestaltete 1913 Prof. Jean Pape aus der Kunstakademie Dresden. Beim August Hochwasser 2002 versank die Wettersäule in den Fluten des Lockwitzbaches. Glücklicherweise wird der Frosch vorher von der Freiwilligen Feuerwehr Lockwitz geborgen. Zwei Jahre später entsteht das Lockwitzer Wahrzeichen unter Verwendung der gesicherten Teile aus dem Lockwitzbach neu.
Gleich neben der Wettersäule befindet sich das 1927 gebaute automatische Segmentwehr. Eine Firma „Eisenwerk Wyhlen“ aus Baden errichtete das Wehr nach einem Schweizer Patent. Seit dem  Hochwasser 2002 ist das stark beschädigte Wehr ausser Betrieb. Der hier abzweigende Mühlgraben zur Hänichen- und Niedermühle führt seitdem kein Wasser mehr. Die heutige Brücke über den Lockwitzbach ist aus dem Jahr 1894. Bereits 1624 stand an dieser Stelle eine erste Holzbrücke. Bevor 1696 eine Steinbrücke mit zwei Bögen folgte.
Die Gemeinde Lockwitz war einst ein von Landwirtschaft geprägter Ort. Neben allerlei Handwerksbetrieben gab es 1723 vier Getreidemühlen und mehrere Brotbäckereien. Der Brothandel spielte für Lockwitz eine große Rolle. Dessen Bäcker besaßen das königliche Privileg, in den Pestjahren 1522/27 und später 1680 das Brot über die Stadtmauer von Dresden zu werfen. Als Dank erhielten die Lockwitzer Bäcker das „Freizeichen“ zum freien Mehl- und Brothandel nach Dresden. Mehrmals versucht die Konkurrenz aus Dresden den freien Brothandel zu verhindern. So beschränkte die Behörde 1682 die „Freizeichen“ auf 26 verbunden mit einem Handel von Montag bis Freitag.
Alte Brücke um 1890
Die Einwohnerzahl lag um 1820 bei ca. 100 Einwohnern, bereits 1875 war die Einwohnerzahl auf 1700 angestiegen. Diese verdienten sich ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft, Mehl- und Brothandel, es gab vier Branntweinbrenner, einen Bierbrauer, Strohhuthändler und Strohflechter, zwei Schmiede, einen Böttger und andere Handwerker.
Als erste Fabrikanlage, gab der Rittergutsbesitzer Ferdinand Preußer 1837 eine Zuckerrübenfabrik in Nähe der Niedermühle in Auftrag. Die zur Zuckergewinnung benötigten Anlagen wurden mit einer Dampfmaschine 18 der Maschinenfabrik S.Dobbs&F.Nellessen aus Aachen betrieben. Mit dieser Fabrik bekamen die Bauern aus Lockwitz und Nickern ihre Chance den Zuckerrübenanbau zu forcieren. Die Rüben waren jedoch von minderer Qualität und die Zuckerausbeute zu gering. Preußer ließ daraufhin den Herstellungsprozess mehrmals optimieren. Aber leider lies sich die Zucker ausbeute nicht weiter erhöhen. Gustav Preußer verkaufte daher aus wirtschaftlichen Gründen die Runkelrüben-Zucker-Fabrik um 1858 für 30000 Taler an Lobeck im Lockwitzgrund. Auch Ferdinand August Lobeck blieb Erfolglos und musste 1864 Konkurs anmelden. An Stelle der Zuckerfabrik gab es später eine chemische Fabrik. Heute befindet sich am Standort eine Dreherei. Zwei Mühlen in Lockwitztal entwickelten sich zu größeren Fabriken. So entstand 1858 aus der Lobeck- Mühle die Schokoladenfabrik Otto Rüger auf Sobrigauer Flur. Später kaufte 1886 Rüger die Hintermühle hinzu. Diese wird fortan als „Untere Fabrik“ bezeichnet. Aus der zweiten, der Schmidts-Mühle entstand 1868 eine Papierfabrik und später die „Vatersche Nährmittelfabrik“. Die Obermühle in Lockwitz wird 1860 zur größeren und späteren Dampfmühle Blischke umgebaut. Und die Hänichen-Mühle um eine Spirituosenfabrik erweitert. Nur die Niedermühle entwickelt sich nicht weiter. Hier wird 1898 das letzte Getreide gemahlen und die Mühle zur Hornmühle umgebaut. Sie war als einzige Mühle in Lockwitz bis 1990 in Betrieb.
Zur weiteren Entwicklung der Gemeinde Lockwitz trug wesentlich die Eröffnung der Straßenbahnlinie - Niedersedlitz-Lockwitz-Kreischa - am 3. März 1906 bei. Im gleichen Jahr konnten ebenso die Neue Schule in der Urnenstrasse und die 1893 im „Laubegast Weinbauer“ gegründete Kelterei Donath im Lockwitzgrund eröffnet werden. So wandelte sich Anfang des 20ten Jahrhundert das Ortsbild grundlegend, von einer Landgemeinde zur Arbeiterwohngemeinde. Außerdem wird 1923 der Nachbarort Nickern mit seiner Mühle am Geberbach nach Lockwitz eingemeindet. Beide Gemeinden kommen später am 1.Januar 1930 nach Dresden. Der Vollständigkeitshalber möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Lockwitztalbahn (Linie 31) im Dezember 1977 eingestellt wird. Seitdem fährt ein Bus (Linie 96) die Strecke Niedersedlitz-Lockwitz-Kreischa. Im Jahre 2010 wird das Dresdner Busnetz umfassend neu geordnet. Und dabei die Linienführung nach Kreischa verändert. Ab jetzt ist die Buslinie 86 von Heidenau-Laubegast-Dobritz-Prohlis- Kreischa unterwegs. Neu hinzugekommen ist die Buslinie 89, diese Verkehrt von Niedersedlitz-Lockwitz-Borthen-Röhrsdorf. Nach über 100 Jahren meldete im Jahr 1996 die Kelterei Donath , auch unter VEB Lockwitzgrund bekannt, Konkurs an. Heute haben sich Unterschiedliche Unternehmungen auf dem ehemaligen Keltereigelände angesiedelt. Stellvertretend sei genannt, eine Augenklinik, die Unterirdischen Welten inklusive Salzstollen, eine KFZ Werkstatt und weitere Firmen. Letztendlich musste 2008 nach 102 Jahren die 79. Mittelschule in der Urnenstrasse geschlossen werden. Nach Jahren des Dornröschen-schlafs ist im April 2016 die Lockwitzer Schule wieder erwacht. Die Schule wurde umfassend saniert und mit Beginn des Schuljahres 2018 als Ganztagsschule eröffnet. Seit 2020 ist noch ein Berufliches Gymnasium dazugekommen. Wobei das 2023 ein besonderes Jahr ist, die Schule Lockwitz Feiert ihr 400 jähriges bestehen. Begonnen hat alles 1623 mit einer Schule am Plan, später 1713 kommt ein Schulneubau in der Tögelstraße.

weitere Informationen:

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Lockwitzer Frosch Reste Wettersäule nach Flut 2002 Schule Lockwitz um 1910
Fabriken in Lockwitz :
Wasserrad Brotmarke Lockwitz 1844 AK Lockwitz am Plan Lockwitzer Bad AK Altlockwitz Schlosskirche Lockwitz
8.8.1995 Aufsetzen der Turmhaube