Willkommen im Lockwitztal

Im Tal der Wassermühlen

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Letzte Aktualisierung: 24.11.2024
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Lohbeck Schokoladen-Mühle im Lockwitztal 1846 bis 1860

Im romantischen Lockwitzgrund von Wiesen und Wäldern umgeben, in landschaftlich reizvoller Lage stand einst die Lobeck´sche Schokoladen-Mühle. Bevor sie zur Schokoladen-Mühle umgebaut wurde, soll es eine kleine Leinöl- Mühle gewesen sein. Leider finden sich über diese Mühle keine Nachweise. Der Weg von Lockwitz aus zur Mühle begann an der Hintermühle und führte oberhalb der Schmidts-Mühle (heute das Landgasthaus) über den dahinter liegenden Bergrücken. Er ist unbefestigt, daher ist der Transport mit Fuhrwerken sehr beschwerlich. Besonders im Winter war es eine Herausforderung für Mensch und Tier durch den Schnee zur Mühle und das Lockwitztal entlang des Lockwitzbaches weiter bis nach Kreischa zu kommen.
Wie alles begann August Ferdinand Lobeck, übernahm in Dresden eine Materialwarenhandlung. In der fand er eine sehr kleine primitive Handmaschine, mit der Schokolade hergestellt werden konnte. Dies war der Anlass sich mit der Herstellung von Schokolade und Zucker aus Runkelrüben zu beschäftigen. Er begann mit einfachen Mittel Schokolade herzustellen und über die Materialwarenhandlung zu verkaufen. Dies nahm er zum Anlass 1838 seine Firma Lobeck in Dresden zu gründen. Um richtig durchzustarten benötigt er neue geeignete Räume. Diese findet Lobeck 1846 in der Alten Mühle im Lockwitz-Kreischaer Grunde. Im gleichen Jahr pachtet er diese unter dem Namen Lobeck & Co. Er beginnt sofort mit von Wasserkraft angetriebene Maschinen Schokolade herzustellen. Es vergehen weitere zwei Jahre und die Firma wird in Chocoladen- und Kakaofabrik & Co umbenannt. Im Oktober 1850 kauft er die auf Sobrigauer Flur gelegene Mühle vom Gutsbesitzer Wagner für 1.500 Taler. Zu der Zeit besteht das Anwesen aus zwei kleinen bescheiden Häusern, Mühle und Wohnhaus. Der dazugehörige Mühlgraben zweigt flussaufwärts hinter einem kleinen Berg (Eselrücken) vom Lockwitzbach ab. Damit das Wasser ungehindert die Mühle erreicht, mussten einst Bergleute einen Stollen durch den Berg graben.
Besitzerwechsel Die Herstellung entwickelt sich prächtig, so muss Lobeck vier Mitarbeiter einstellen um alle Bestellungen herzustellen, einzupacken und auszuliefern. Im Herbst 1857 betritt Otto Rüger zum ersten mal die Schokoladen-Mühle und er war begeistert. Fortan besucht er mehrmals Lobeck im Lockwitzgrund und half bei der Schokoladenherstellung. Bereits 1858 wird ein Kontrakt zwischen Lobeck und Rüger geschlossen. August Friedrich Lobeck überlässt der Gesellschaft alles was zur Schokoladen-Fabrik gehört in einem Wert von 14.000 Talern und Rüger beteiligt sich mit 5.000 Taler an dieser. Gleichzeitig wird weiter über den Verkauf der Mühle verhandelt. Im Oktober 1859 war dann alles soweit, er kaufte das gesamte Anwesen samt Mühle von August Friedrich Lobeck für 5.000 Taler. Der Firmenname „Lobeck & Co“ wurde aber bis in den April 1860 beibehalten. Nun ist der Weg frei, es entsteht im Lockwitztal unter dem Namen Otto Rüger ” eine der grössten Schokoladenfabriken Deutschlands.
Zuckerfabrik in Lockwitz In der Nähe zur Niedermühle steht die von Ferdinand Preußer 1837 errichtete Zuckerfabrik. August Friedrich Lobeck kauft 1858 diese Runkelrüben-Zucker-Fabrik vom Gutsbesitzer Gustav Preußer in Lockwitz für 30.000 Taler. In den folge Jahren vergrößert Lobeck die Fabrik. In Anzeigen sucht er nach Runkelrüben die sich zur Zucker Gewinnung eignen. Da die umliegenden Felder durch die Monokultur der Runkelrüben ausgelaugt und somit von minderer Qualität waren. Aber der erhoffte Erfolg bleibt aus, was zur folge hat, er kann die vereinbarten Raten vom Kaufpreis nicht an die Familie Preußer zahlen. Es kommt es 1862 zum Konkurs der Zuckerfabrik und diese wird geschlossen. Das persönliche Inventar von Lobeck wird im gleichen Jahr in einer Öffentlichen Versteigerung veräußert. In folge fällt die Fabrik für 15.000 Taler an die Familie Preußer zurück und diese verkauft das Anwesen samt Maschinen an den Berliner Goldmann. Dieser verkauft die Maschinen und anschließend die Leere geräumte Fabrik für 3.400 Taler an den Besitzer der Niedermühle , Ortsrichter Näther. Im Jahre 1865 wird das gesamte Areal wieder für 3.400 Taler an Zimmermeister Schulze aus Lockwitz verkauft. Dieser errichtet 1881 ein Wohnhaus auf dem Gelände. 1867 erwirbt der Maurermeister Kreyßig aus Lockwitz das Hauptgebäude für 1.000 Taler. Dieses wird in folge abgerissen und als Baumaterial 1868 für ein zweistöckiges Wohnhaus am Plan 1 in Lockwitz verwendet. Die übrigen Gebäude werden ab 1890 als Strohgeflecht-Färberei genutzt.
Neuanfang in Dresden Bereits 1860 eröffnet August Friedrich Lobeck seine neue Schokoladenfabrik in Dresden Löbtau. Am neuen Standort kommt die Produktion nur zögerlich in Gang, erst ab 1870 wird es besser. Ab hier wurde die Produktion von Makkaroni und Nudeln, Schokoladen Kakao, Gebäck und Zuckerwaren aufgenommen. Um die Nachfrage zu decken mussten aber wieder Grundstücke hinzugekauft und weitere Gebäude errichtet werden. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf die Qualität bei der Herstellung von entölten Kakaopulvers. Das ca. 1873 eingeführte „lösliche“ holländische Kakaopulver möchte er verbessern. Als Spezialität stellt die Firma, eine in Deutschland patentierte Verfahren, den „Kakao Lobeck“ her. Die dafür benötigten Rohstoffe bezieht die Firma meistens direkt aus den Produktionsländern. Unter dem Warenzeichen ”Dreiring” vertreibt die Firma Lobeck über viele Jahre erfolgreich ihre Erzeugnisse. Dabei spielt das Schokoladenmädchen von Jean Etienne Liotard (1743/1745) eine nicht unwesentlichen Rolle bei der Vermarktung von Schokoladenerzeugnissen. Um 1900 stellte Paul Lobeck die Produktion auf hochpreisige Schokoladen, Kakao und Zuckerwaren um. Und ist damit einer der erlauchten Hoflieferanten am sächsischen Hof. Zu jener Zeit hatte die Fabrik ca. 500 Mitarbeiter. 1921 wird die Schokoladenfabrik in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der erhoffte Geldsegen blieb aus und so wurde 1930 die Firma Lobeck & Co Schokoladenfabrik AG in Dresden an die Tangermünder Zuckerraffinerie AG verkauft. Zu dieser Zeit waren in der Schokoladenfabrik ca. 900 Beschäftigte angestellt. Anlässlich der Feier 50 Jahre Firma Lobeck und 25 Jahre am neuen Standort in Dresden Löbtau am 31.März 1888 stiftet Lobeck ein größeres Kapital in eine Alters- und Invaliditäts-Stiftung für seine Angestellten. Außerdem erhalten Arbeiter und Arbeiterinnen nach bestimmten Arbeitsjahren als Anerkennung Sparkassenbücher. Das Ende der Schokoladenfabrik Lobeck & Co. kommt mit dem Bomberangriff am 13. Februar 1945 auf Dresden. Da wird auch die Lobeck`sche Schokoladenfabrik in Dresden, Löbtauer Straße Nr. 63-71 zerstört.